Der sterbende Konig (German Edition) by Bernard Cornwell

Der sterbende Konig (German Edition) by Bernard Cornwell

Autor:Bernard Cornwell [Cornwell, Bernard]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2012-09-02T09:43:14+00:00


Acht

Alfred war beerdigt.

Die Beerdigung dauerte fünf Stunden voller Gebete, Gesänge, Geheule und Gepredige. Der alte König war in einen Sarg aus Ulmenholz gelegt worden, der mit Bildern aus dem Leben der Heiligen bemalt war, wogegen der Deckel einen höchst überrascht blickenden Christus bei der Himmelfahrt zeigte. Man hatte dem König einen Splitter des Wahren Kreuzes zwischen die Finger gelegt, und ein Evangeliar diente ihm als Kopfkissen. Der Ulmensarg wurde in einen großen Kasten aus Blei gestellt, und dieser wiederum war von einem dritten Kasten umschlossen, der aus Zedernholz gefertigt war, in den man Bilder von Heiligen geschnitzt hatte, die dem Tode trotzten. Eine Heilige wurde verbrannt, doch die Flammen konnten ihr nichts anhaben, eine zweite wurde gemartert und schenkte ihren glücklosen Folterern dennoch ein verzeihendes Lächeln, und ein dritter wurde von Speeren durchbohrt und predigte gleichwohl weiter. Der gesamte sperrige Sarg wurde in die Krypta der alten Kirche hinuntergetragen, wo er in eine steinerne Kammer eingemauert wurde, in der Alfred so lange ruhte, bis die neue Kirche fertiggestellt war. Später sollte er dann in die Gruft gebracht werden, in der er heute noch liegt. Ich erinnere mich daran, dass Steapa schluchzte wie ein Kind. Beocca war in Tränen aufgelöst. Sogar der gestrenge Erzbischof Plegmund weinte bei seiner Predigt. Er sprach von der Jakobsleiter in einem Traum, von dem die Heilige Schrift der Christen erzählt. Als Jakob mit einem Stein als Kopfkissen unter dieser Leiter lag, hörte er die Stimme Gottes. «Das Land, auf dem du liegst, soll deinen Kindern gegeben werden und deinen Kindeskindern», Plegmunds Stimme brach, als er die Worte las, «und deine Kinder werden sein wie der Staub auf der Erde, und sie werden sich nach Westen und Osten und Norden und Süden ausbreiten, und durch dich und deine Kinder sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden.»

Als Plegmund an der Stelle seiner langen Predigt ankam, an der er den Schluss zog: «Jakobs Traum war Alfreds Traum», war seine Stimme schon heiser geworden. «Und nun ruht Alfred hier, an diesem Ort, und dieses Land soll seinen Kindern und seinen Kindeskindern gegeben werden bis zum Jüngsten Tag! Und nicht nur dieses Land! Alfred hat davon geträumt, dass wir Sachsen das Licht der Heilsbotschaft in ganz Britannien verbreiten und in allen anderen Ländern, bis sich jede Stimme auf Erden zum Lob Gottes des Allmächtigen erhebt.»

Ich weiß noch, wie ich in mich hineinlächelte. Ich stand hinten in der alten Kirche, betrachtete den Rauch, der aus den Weihrauchkesseln aufstieg und sich um die vergoldeten Deckensparren kräuselte, und es belustigte mich, dass Plegmund glaubte, wir Sachsen sollten uns wie der Staub auf der Erde nach Norden, Süden, Osten und Westen ausbreiten. Wir konnten schon von Glück reden, wenn wir behielten, was wir besaßen, von Ausbreitung ganz zu schweigen, aber die Gemeinde war von Plegmunds Worten bewegt. «Die Heiden bedrängen uns», erklärte Plegmund, «sie verfolgen uns! Doch wir werden vor ihnen predigen, und wir werden für sie beten, und wir werden erleben, wie sie das Knie vor Unserem Allmächtigen beugen, und dann wird Alfreds Traum



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